Sind Rollputz und Rollraufaser eine Alternative zu konventionellen Wandbelägen?
Hier kann man nur nicken und die Idee für gut befinden. Tapezieren ist eine zeitaufwändige und nicht jedermann liegende Arbeit. Vor allem die Anbringung von Raufaser an der Zimmerdecke hat schon einige passionierte Heimwerker verärgert und mit einer Tapetenbahn auf dem Kopf oder Kleber auf der gesamten Montur zurückgelassen. Mit roll- und streichbarem Putz oder einer flüssigen Raufaser können Sie sich den Tapeziertisch und die damit verbundenen Arbeiten sparen. Auch wenn die flüssigen Wandbeläge teurer als eine konventionelle Tapete und Farbe sind, lohnt sich der Fokus dennoch – das Sie viel Zeit sparen und eine höhere Ergebnissicherheit haben. Während das Tapezieren durchaus einiges an Know-how erfordert, lässt sich ein Putz- oder Raufaseranstrich sowohl mit der Rolle als auch mit einem Pinsel auch ohne explizite Erfahrung sicher auf die Wand auftragen. Wichtig ist, dass Sie Ihr Werkzeug passend zu den Eigenschaften des Putzes oder der Raufaser wählen. Wenn es sich um kalkhaltige Produkte handelt, müssen die Rolle und der Quast gegen Kalk resistent und zur Verarbeitung von Kalkfarben geeignet sein. Anderenfalls kommt es zu ungleichmäßigen Strukturen und der völligen Unbrauchbarkeit des Pinsels durch Verkleben.
Untergrund prüfen und vorbereiten
Die flüssigen Materialien können auf praktisch jedem Untergrund aufgetragen werden. Selbst auf einem alten Fliesenspiegel lassen sich flüssige Raufaser oder Streichputz nach einer vorangehenden Grundierung verarbeiten. Im Rahmen der Wandvorbereitung sollten Sie die Festigkeit des Untergrundes, die Trockenheit und eventuelle Schäden mit Ausbesserungsbedarf prüfen. Größere Löcher oder Risse sind zu lokalisieren und vorab mit Gips zu füllen. Wenn Ihre Wand sehr grob verputzt ist, kann es bei einer Überarbeitung mit flüssigen Wandbelägen zu Problemen kommen. Hier empfiehlt sich die vorherige Auftragung einer feineren Putzschicht, welche anschließend als Untergrund für die flüssige Raufaser oder den Rollputz dient. Tapeten stellen im Regelfall kein Problem dar. Wichtig ist hierbei, dass die Tapete saugfähig und nicht mit einer wasser- und schmutzabweisenden Oberfläche gestaltet ist. In diesem Fall müssten Sie die Tapete vorher entfernen, da der Putz oder die Flüssigraufaser auch mit Grundierung keinen Halt finden.
Hochwertige Arbeitsmaterialien und Werkzeuge nutzen
Grundsätzlich benötigen Sie nur wenig Ausrüstung für die Verarbeitung von Raufaser oder Putz zur Auftragung mit Rolle oder Pinsel. Legen Sie Malervlies auf dem Fußboden aus und kleben die Sockelleisten sowie die nicht zu bearbeitenden Wandanschlüsse und die Zimmerdecke mit Malerkrepp ab. Zum Ausrollen nutzen Sie Vinylroller oder einen hochwertigen und haarfreien Pinsel, wenn Sie den modernen Streicheffekt haben und diese Strukturierung an die Wand bringen möchten. Konventionelle Lammfellrollen für Wandfarben sind ungeeignet, da diese die festen Bestandteile des Putzes oder der Raufaser aufnehmen und Schlieren erzeugen würden. Sie benötigen Gips und die Utensilien für die Vorbereitung, eine zum Untergrund passende Grundierung (Haftgrund) und Tageslicht. Bei Kunstlicht sollten Sie weder Rollputz noch Rollraufaser verarbeiten, da Sie die Gleichmäßigkeit des Ergebnisses nur bei Tageslicht sehen. Tipp: Kaufen Sie hochwertige Raufaser oder Putz. Bei minderwertigen Produkten kommt es aufgrund der Konsistenz oftmals zu Problemen und es tropft, oder die Masse ist praktisch gar nicht aufzutragen.
Farbe untermischen oder nachträglich streichen?
Grundsätzlich können Sie sowohl farbige flüssige Raufaser wie auch farbigen Rollputz kaufen. Doch nicht immer ist die Wunschfarbe erhältlich. Eine Mischung mit festen Farbpigmenten ist möglich, erfordert aber größte Aufmerksamkeit und zusätzliches Werkzeug. Anders als bei Wandfarbe sollten Sie Putz oder Rollraufaser nicht mit Dispersionsfarben mischen und damit eine Veränderung der Konsistenz vornehmen. Die Untermischung von trockenen Pigmenten erzeugt einen gleichmäßigen Farbton, wenn Sie sich auf ein Anrührgerät für Putze und Fliesenkleber konzentrieren und sich ausreichend Zeit für die Mischung nehmen. Ist Ihnen diese Option zu aufwändig, tragen Sie den Grund am besten im originalen Farbton auf und überstreichen die Wände anschließend in Ihrer Wunschfarbe. Beide Varianten sind möglich, wobei der nachträgliche Anstrich einfacher ist und dem Risiko vorbeugt, dass Sie zu viel oder zu wenig Pigmente verwenden und im Endeffekt eine nicht Ihrer Vorstellung entsprechende Farbe an der Wand haben.
Rolltapete und Streichputz sparen viel Zeit
Fertigputz zum Streichen und Rollen, aber auch flüssige Raufaser sind teurer als die konventionellen Produkte. Dennoch haben Sie einen Vorteil, wenn Sie sich für die schnelle Verarbeitung ohne Putzkelle und ohne vor den Malerarbeiten notwendige Tapezierarbeiten entscheiden. Nach der ausgiebigen Prüfung des Untergrundes und der Ausbesserung von Löchern oder anderen Unebenheiten können Sie die Grundierung auftragen. Diese trocknet 24 Stunden vollständig aus. Am Folgetag tragen Sie den flüssigen Wandbelag auf und achten darauf, dass Sie immer die gleiche Menge auf den Quast oder die Malerrolle aufbringen. Arbeiten Sie sich in kleinen Arealen vor und streichen längs und quer. Anderenfalls führt die Auftragung der Materialien zur Streifenbildung. Bei speziellen Wünschen an die Struktur haben Sie insbesondere beim Putz durch Strukturrollen eine große Auswahl an Möglichkeiten in der Wandgestaltung. Sie sparen mit Ihrer Entscheidung einen vollständigen Arbeitsgang – das Tapezieren. Da Rollputz und Rollraufaser deutlich länger halten als eine Tapete, zahlt sich der höhere Kaufpreis perspektivisch ebenfalls aus.
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